Ausflug in die Tropen : Editorial
Entschuldigung, hier sind nicht die äquatornahen Klimazonen gemeint ( und Karibik passen nicht gut zusammen), sondern der Plural von „Tropus“: ein Oberbegriff für bestimmte rhetorische Figuren, zu deren bekanntesten Vertretern die Ironie und Metaphern zählen. Und so befinden wir uns nach einem kurzen Ausflug ins unnütze Wissen auch bereits im Thema „Kommunikation“ – einem Thema, das IT und Informationssicherheit leider oft vernachlässigen.
Ja, die Angelegenheit ist ernst. Aber auch harte Fakten können an schwachen „Soft Skills“ scheitern – während sich auf der anderen Seite überzeugend präsentierte Falschnachrichten gerne tief ins kollektive Gedächtnis eingraben. Im Umgang mit Management und Mitarbeitern geht es eben nicht so sehr um den fachlich korrekten Austausch fundierter Fakten, sondern vielmehr darum, die Botschaft zu übermitteln.
Dass man dabei idealerweise die Sprache seines Gegenübers spricht, macht die Sache für den Sprecher zwar nicht einfacher – aber die Angesprochenen sind ohnehin oft unwillig, sich auch noch mit dem lästigen Thema „Sicherheit“ auseinanderzusetzen und kommen wohl eher an Bord, wenn man sie möglichst bei sich zuhause abholt. Und da sind wir wieder bei den Tropen (Metaphern): Anstatt in der Synagoge komplexe theologische Vorlesungen zu halten, ging Jesus hinaus zu den Menschen und sprach in Gleichnissen – und mit ihnen über ihre Sorgen und Nöte, zeigte sich hilfreich und ohne Vorurteil.
Ok, Sicherheitsverantwortliche können eher selten Wunder vollbringen (auch wenn man das „manchmal“ von ihnen erwartet) – aber wir können doch einiges tun, um weniger wie weltfremde Prediger oder aufdringliche Nerds aus dem Elfenbeinturm zu wirken. Während eine wissenschaftliche Abhandlung nur Fakten und objektive Schlussfolgerungen enthalten sollte, muss der Dialog mit „normalen“ Menschen gelegentlich etwas „unscharf“ sein, um verständlich zu bleiben – Vereinfachungen, Interpretationen und subjektive Einschätzungen des Nicht-Objektiven sowie (Sprach-)Bilder können dabei hilfreich sein.
Doch auch dabei ist Vorsicht geboten, warnen die Autoren unseres Beitrags – besonders bei den eingängigen – nautischen Metaphern (siehe S. 21). Also: Auch auf dem Weg in exotische Gebiete, während man gegen den Wind kreuzt, immer schön die Untiefen im Blick behalten!
Norbert Luckhardt