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Vertrauenskrise : Editorial

Digitalisierung braucht Vertrauen – hört man immer wieder, ist auch so. Um dieses vielbeschworene Vertrauen selbst ist es allerdings nicht so gut bestellt: Denn wem vertrauen „wir“ denn heute eigentlich noch?

Lesezeit 2 Min.

Der Duden definiert Vertrauen als „festes Überzeugtsein von der Verlässlichkeit/Zuverlässigkeit“ (einer Person oder Sache etc.) – somit lautet die „Vertrauensfrage“: Von wessen Zuverlässigkeit sind wir letztlich vollends und zweifelsfrei überzeugt?

Weit über die Digitalisierung hinaus erleben wir heute, dass unsere Umwelt von Unstetigkeit/Sprunghaftigkeit, Ungewissheit, Unüberschaubarkeit/Komplexität und Unklarheit/Mehrdeutigkeit geprägt ist – statt dieser „fünf fiesen Us“ (unstete, ungewisse, unüberschaubare, unklare Umwelt) hat sich hierfür aufgrund der englischen Begriffe Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity das Akronym VUCA eingebürgert, dessen Ursprung wohl (ähnlich wie für SNAFU) beim US-Militär zu suchen ist. Immerhin liefert VUCA mit der alternativen Deutung als Vision (Vorstellung/Weitblick), Understanding (Verständnis/Verständigung), Clarity (Klarheit/ Übersicht) und Agility (Gewandtheit/Wendigkeit) auch gleich erstrebenswerte Attribute als Überlebensstrategie für solche Umgebungen.

Die negativen VUCA-Attribute sorgen jedenfalls allesamt für Misstrauen, das Akteure einer VUCA-Welt wettmachen müssen, um Vertrauen herzustellen – keine leichte Aufgabe. Wo das Misstrauen überwiegt, zeigen sich leicht Frustration, Flucht, Resignation, (unangebrachte) Widerstände/ Reaktanz oder Überkompensation durch (überzogene) Sicherheitsmaßnahmen – die Deloitte-Studie „Future of Digital Trust“ spricht hier von „Over-Securitization“ (siehe S. 16). Viele Menschen fühlen sich überfordert (mangelndes Vertrauen in die Technik und sich selbst), übervorteilt (mangelndes Vertrauen in Markt, Marken, Konzerne etc.) und/oder allein gelassen (mangelndes Vertrauen in Staat/Gesellschaft). Wo also soll man Vertrauensanker finden?

Hier ist gerade auch die Cyber-Security mit all ihren Akteuren gefragt (so auch ein Ergebnis der Deloitte-Studie). Dabei darf Security nicht als Selbstzweck auftreten, der leicht zum Verhinderer wird, und auch nicht als Erfüllungsgehilfe und bloßes Mittel zum Zweck, der vielleicht nicht der eigene ist und womöglich auch die Mittel heiligt. Vielmehr brauchen wir eine Security, die selbst ein Ziel ist, das Vertrauen und die positiven VUCA-Überlebens-Attribute fördert! Eine solche Security muss als verlässlicher Partner auftreten, der gemeinsame Ziele verfolgt, als großer Bruder, der einem die Welt erklärt und verstehen/bewältigen hilft (statt als Big Brother, der einen in entmündigender Weise vor „der Welt“ bewahrt) und als Kümmerer, der zwar einer beständigen und gefestigten Strategie folgt, diese aber nicht mit starren Regelwerken oder störrischem Beharren umsetzt. Wo das gelingt, dürfte spannend bleiben – genau wie die Frage, wer sich noch als hilfreicher Vertrauensstifter erweisen kann.

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