Die Rolle des CISO im Wandel: Aufgaben, Anforderungen und Herausforderungen
Der Chief Information Security Officer ist heute weit mehr als ein technischer Experte. Die Position verlangt strategisches Denken, Kommunikationsstärke und einen sicheren Umgang mit komplexen Rahmenbedingungen im Unternehmen.
In den vergangenen Jahren hat sich die Rolle des CISOs durch Digitalisierung, neue Regularien und eine verschärfte Bedrohungslage stark verändert. Der folgende Artikel beleuchtet, was von CISOs 2025 erwartet wird, mit welchen Aufgaben und Herausforderungen sie konfrontiert sind und worauf es im Berufsalltag ankommt.
Vom Technologen zum strategischen Gestalter
CISOs waren ursprünglich oft reine IT-Sicherheitsexperten, die technische Maßnahmen planten und umsetzten. Dieses Bild ist heute überholt. Aktuelle Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass Unternehmen von ihren Sicherheitsverantwortlichen deutlich mehr erwarten. Der CISO fungiert als Schnittstelle zwischen Geschäftsleitung, IT und operativen Fachabteilungen. Er entwickelt Sicherheitsstrategien, übersetzt komplexe Risiken in verständliche Sprache und sorgt dafür, dass Cybersicherheit als Teil der Unternehmensziele verstanden wird.
Gerade die Einbindung in die Geschäftsleitung hat sich gewandelt. Während der CISO früher kaum Sichtbarkeit auf Vorstandsebene hatte, ist er heute oft als Berater und Impulsgeber gefragt. Dabei geht es nicht nur um Sicherheit im technischen Sinn, sondern auch um Compliance, Risikomanagement und die Fähigkeit, Investitionen in Sicherheit nachvollziehbar zu machen. Ein CISO muss die Wertschöpfungskette des Unternehmens ebenso verstehen wie die rechtlichen und regulatorischen Anforderungen, die sich aus EU-Richtlinien wie NIS-2 oder DORA ergeben.
Der Aufgabenbereich reicht von der Entwicklung und Umsetzung von Sicherheitsrichtlinien über das Management von Vorfällen bis hin zum Reporting an Vorstand oder Aufsichtsgremien. Dabei stehen CISOs stets vor der Herausforderung, technische Notwendigkeiten mit den wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens in Einklang zu bringen. Dieser Spagat verlangt nicht nur technisches Know-how, sondern auch Verhandlungsgeschick, Fingerspitzengefühl und unternehmerisches Denken.
Anforderungen und Kompetenzen: Was ein CISO heute mitbringen muss
Wer sich auf die Rolle des CISO vorbereitet, sollte sich nicht allein auf technische Fähigkeiten verlassen. Ein erfolgreiches Profil entsteht erst durch die Kombination aus Fachwissen, Führungskompetenz und Soft Skills.
Die formalen Voraussetzungen sind anspruchsvoll: Ein Studium in Informatik, IT-Sicherheit oder verwandten Fächern wird meist erwartet. Dazu kommen mehrere Jahre Berufserfahrung im Bereich Cybersecurity und Führungserfahrung. Viele Unternehmen verlangen zudem anerkannte Zertifikate wie CISSP oder CISM als Nachweis der Fachkenntnisse.
Doch das reicht nicht aus. Ein moderner CISO muss in der Lage sein, technische Risiken zu erkennen und zu bewerten, ohne sich in Details zu verlieren. Strategische Weitsicht ist gefragt, um Entwicklungen wie KI, Cloud-Technologien oder neue Angriffsmethoden frühzeitig zu berücksichtigen. Gleichzeitig muss der CISO in der Lage sein, eigene Schwächen zu erkennen und auf Expertenwissen im Team oder von externen Partnern zurückzugreifen.
Entscheidend sind auch kommunikative Kompetenzen. Der CISO muss in der Lage sein, Risiken und Maßnahmen verständlich zu vermitteln – sei es gegenüber der Geschäftsleitung, anderen Führungskräften oder dem eigenen Security-Team. Das verlangt die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen und unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Hinzu kommen Verhandlungsgeschick, Überzeugungskraft und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Persönlich gefragt sind heute Neugier, Belastbarkeit und Integrität. Die sich ständig wandelnde Bedrohungslage erfordert kontinuierliche Weiterbildung und die Fähigkeit, auch unter Druck kühlen Kopf zu bewahren. Viele CISOs berichten von einer hohen psychischen Belastung, die bis zum Burn-out führen kann. Unternehmen sind daher gut beraten, ihre Sicherheitsverantwortlichen nicht allein zu lassen, sondern für ein belastbares Netzwerk und klare Entscheidungsstrukturen zu sorgen.
Zusammenarbeit und Abgrenzung: CISO, CIO und andere Rollen
In vielen Unternehmen herrscht Unsicherheit darüber, wie die Rolle des CISO im Verhältnis zu anderen Führungskräften gestaltet werden soll. Besonders die Abgrenzung zum CIO ist ein häufiges Streitthema. Während der CIO für die gesamte IT-Infrastruktur und -Strategie verantwortlich ist, liegt der Fokus des CISO auf der Sicherheit.
Optimal ist eine enge, aber klare Zusammenarbeit. Der CISO sollte nicht an den CIO berichten, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Vielmehr empfiehlt sich eine direkte Berichtslinie an den Vorstand oder die Geschäftsführung. So kann der CISO unabhängig agieren und seine Kontrollfunktion wahrnehmen.
Im operativen Alltag überschneiden sich die Aufgaben oft. Es ist daher wichtig, Zuständigkeiten sauber zu definieren: Der CIO verantwortet den reibungslosen IT-Betrieb, der CISO sorgt für Sicherheit und Compliance. Gemeinsame Projekte, wie die Einführung neuer Technologien, sollten frühzeitig abgestimmt werden, um Risiken zu minimieren und Synergien zu nutzen.
Neben CIO und CISO spielen weitere Rollen eine wichtige Rolle im Sicherheitsmanagement, etwa der Informationssicherheitsbeauftragte (ISB) oder der Chief Risk Officer (CRO). Die genaue Ausgestaltung hängt von der Größe und Struktur des Unternehmens ab. Wichtig ist, dass alle Beteiligten wissen, wofür sie verantwortlich sind und wie sie im Krisenfall zusammenarbeiten.
Herausforderungen im Alltag: Komplexität, Fachkräftemangel und psychischer Druck
CISOs stehen heute vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Die IT-Landschaft wird immer komplexer, neue Technologien wie Cloud, KI und IoT schaffen zusätzliche Angriffspunkte. Gleichzeitig wächst der Druck durch Regularien, Budgetrestriktionen und den anhaltenden Fachkräftemangel.
Ein zentrales Problem ist die Fragmentierung der Sicherheitslandschaft. Viele Unternehmen setzen mehr als 20 verschiedene Security-Tools ein. Das macht es schwer, den Überblick zu behalten und effiziente Prozesse zu etablieren. Hinzu kommen organisatorische Hürden: Klare Verantwortlichkeiten, ausreichende Budgets und die Unterstützung durch das Management sind keine Selbstverständlichkeit.
Der Fachkräftemangel verschärft die Situation. Gute Security-Expertinnen und -Experten sind rar, die Gehälter steigen und die Fluktuation nimmt zu. Unternehmen, die nicht bereit sind, in Weiterbildung und attraktive Arbeitsbedingungen zu investieren, geraten ins Hintertreffen.
Gleichzeitig berichten viele CISOs von einer hohen emotionalen Belastung. Die Verantwortung für den Schutz kritischer Daten und die Angst vor persönlichen Haftungsrisiken wiegen schwer. Hinzu kommt der Druck, ständig auf dem neuesten Stand zu bleiben und immer komplexere Situationen zu meistern. Hier helfen nur klare Prozesse, eine offene Fehlerkultur und der Aufbau starker Netzwerke – sowohl intern als auch mit anderen CISOs und der Security-Community.
Kommunikation als Schlüsselkompetenz
Kommunikation ist heute das wichtigste Werkzeug eines CISO. Wer Risiken und Maßnahmen nicht verständlich vermitteln kann, wird im Unternehmen kaum Gehör finden. Gerade die Zusammenarbeit mit dem Vorstand erfordert die Fähigkeit, technische Sachverhalte in die Sprache der Geschäftsleitung zu übersetzen. Es geht darum, Risiken als geschäftsrelevante Themen zu präsentieren und klare Handlungsempfehlungen zu geben.
Auch auf horizontaler Ebene ist Kommunikation entscheidend. Der CISO muss tragfähige Beziehungen zu anderen Führungskräften aufbauen, gemeinsame Ziele aushandeln und Konflikte lösen. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, entsteht eine nachhaltige Sicherheitskultur.
Nicht zuletzt ist die Kommunikation nach unten wichtig. Das Security-Team muss wissen, welche Strategie verfolgt wird und wie die eigenen Aufgaben zur Erreichung der Ziele beitragen. Anerkennung, Feedback und Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind wichtige Faktoren, um Talente zu binden und die Motivation hochzuhalten.
Auch die externe Kommunikation gewinnt an Bedeutung. CISOs stehen im Austausch mit Behörden, Dienstleistern, Kunden und Partnern. Sie vertreten das Unternehmen nach außen, geben Interviews, halten Vorträge und sind Teil der öffentlichen Debatte um Cybersicherheit. Wer hier souverän auftritt, stärkt nicht nur das eigene Ansehen, sondern auch das Vertrauen in das Unternehmen.
Zukunft und Ausblick: CISO zwischen Innovation und Verantwortung
Die kommenden Jahre werden die Rolle des CISO weiter prägen. Regulatorische Vorgaben werden strenger, die persönliche Haftung nimmt zu. Gleichzeitig entstehen neue Aufgabenfelder durch technologische Entwicklungen wie KI, Quantencomputing oder die Vernetzung von Produktionsanlagen. Der CISO wird immer mehr zum Koordinator, der verschiedene Interessen und Perspektiven zusammenbringt.
Die Anforderungen an Flexibilität, Lernbereitschaft und proaktives Handeln steigen. CISOs müssen die Fähigkeit entwickeln, Veränderungen früh zu erkennen und ihr Team darauf vorzubereiten. Automatisierung, Outsourcing und der gezielte Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden helfen, Routineaufgaben zu reduzieren und den Fokus auf strategische Themen zu legen.
Eines bleibt dabei konstant: Die Rolle des CISO ist kein Job für Einzelkämpfer. Nur mit einem starken Team, klaren Prozessen und einer offenen Unternehmenskultur lässt sich der Spagat zwischen Sicherheit und Geschäftserfolg meistern. Wer sich frühzeitig mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinandersetzt, gezielt weiterbildet und sich ein belastbares Netzwerk aufbaut, hat beste Chancen, auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
(Dieser Artikel basiert auf Inhalten aus dem <kes>-Archiv sowie externen Fachquellen. Er wurde mithilfe von KI erstellt und durch die Redaktion inhaltlich und sprachlich geprüft.)
Literaturverzeichnis
[1] Broecker, S. (2023): Mit angezogener Handbremse. <kes>-Archiv, 16.08.2023.
https://www.kes-informationssicherheit.de/print/titelthema-supply-chain-security-integritaet-digitaler-artefakte/mit-angezogener-handbremse/
[2] Eggerling, M. (2023): How to be a CISO. <kes>-Archiv, 17.07.2023.
https://www.kes-informationssicherheit.de/artikel/how-to-be-a-ciso/
[3] Cassidy, R. (2024): Zwischen Datensicherheit, KI und hybriden Infrastrukturen. <kes>-Archiv, 09.07.2024.
https://www.kes-informationssicherheit.de/artikel/die-rolle-des-cisos-in-der-heutigen-unternehmenswelt/
[4] Lueck, M. (2023): Kommunikation gehört heute zum Handwerkszeug des modernen CISOs. <kes>-Archiv, 16.11.2023.
https://www.kes-informationssicherheit.de/artikel/kommunikation-gehoert-heute-zum-handwerkszeug-des-modernen-cisos/
[5] CISO & Co. im Wandel? (1): Wie sich Zuständigkeiten, Rollen und Rahmenbedingungen für steuernde und tragende Rollen in der IT-/Informations-Sicherheit verändern. <kes>-Archiv, 25.02.2025.
https://www.kes-informationssicherheit.de/print/titelthema-eu-regularien-updates-fuer-die-cybersicherheit/ciso-co-im-wandel-1/
[6] CISO & Co. im Wandel? (2): Wie sich Zuständigkeiten, Rollen und Rahmenbedingungen für steuernde und tragende Rollen in der IT-/Informationssicherheit verändern. <kes>-Archiv, 17.04.2025.
https://www.kes-informationssicherheit.de/print/titelthema-metriken-und-kennzahlen/ciso-co-im-wandel-2/
