Die Technik, die wir 2024 zurückließen : Cybersicherheitslösungen, die letztes Jahr ausgedient haben
Zeit für einen Rückblick auf Cybersicherheitslösungen, die im letzten Jahr ihre Wirkung und damit ihre Daseinsberechtigung verloren haben. Einst gefeiert, wurden sie von fortschreitenden Bedrohungen überholt. Dieser Artikel erinnert an einige der „hellsten Sterne“, die 2024 „verglüht“ sind.
Viele ehemals bewährte Sicherheitslösungen haben angesichts moderner Bedrohungen wie KI-gestütztem Phishing, Man-in-the-Middle-Angriffen und Ransomware an Wirksamkeit verloren. Methoden, die jahrelang als Schutzstandard galten, sind heute oft Einfallstore für Cyberkriminelle.
Abschied von traditioneller Multifaktor-Authentifizierung (MFA): Sicherheitslösung mit fatalen Schwächen
Todesursache: Überwältigt von modernen Angriffsmethoden wie Phishing, Man-in-the-Middle-Attacken (MitM), SIM-Swapping und MFA-Prompt-Bombing.
Legacy-MFA galt mehr als zwei Jahrzehnte lang als Superstar der Zugangssicherheit. Doch im Jahr 2024 wurde ihre Verwundbarkeit zunehmend offensichtlich. Diese veralteten Lösungen, die oft auf SMS- oder E-Mail-Codes setzen, verschicken ihre Sicherheitscodes meist unverschlüsselt im Klartext. Genau diese Schwäche machten sich Cyberkriminelle durch fortschrittliche Phishing- und MitM-Angriffe zunutze. Besonders gefährlich: Generative KI-basierte Angriffe machten Nutzer solcher Systeme nahezu schutzlos gegenüber fortschrittlichen Bedrohungen.
Laut der amerikanischen Cybersecurity Infrastructure Security Agency (CISA) begannen 90 Prozent aller erfolgreichen Phishing-Angriffe mit klassischen Phishing-Techniken. Das grundlegende Problem: Legacy-MFA setzt auf menschliches Verhalten, doch Nutzer sind modernen Angriffsmethoden wie KI-gestütztem Phishing oft nicht gewachsen.
Legacy-MFA ist weitverbreitet. Immer häufiger erwies sie sich im Jahr 2024 als eines der größten Einfallstore für Cyberangriffe. CISA-Direktorin Jen Easterly brachte es auf den Punkt: „Jede Form von MFA ist besser als keine. Aber eins steht fest: Die veraltete MFA reicht gegen moderne Bedrohungen nicht mehr aus.“
Abschied von signaturbasierten Antivirus-Programmen: Ein veralteter Klassiker tritt ab
Todesursache: Überfordert durch polymorphe Malware und fileless Angriffe.
Lange Zeit waren signaturbasierte Antivirus-Programme ein zuverlässiger Schutz für Internetnutzer. Doch 2024 endete ihre Ära endgültig. Der Grund: Diese Lösungen basieren auf bekannten Malware-Signaturen und können mit den heutigen dynamischen Bedrohungen nicht mehr Schritt halten. Polymorphe Malware, die sich ständig verändert, fileless Angriffe, die keine herkömmlichen Dateien nutzen, und KI-gesteuerte Bedrohungen machten diese veralteten Systeme wirkungslos.
Moderne Alternativen wie Endpoint Detection and Response (EDR) und Extended Detection and Response (XDR) übernehmen heute den Schutz. Sie setzen auf Verhaltensanalysen und KI, um ungewöhnliche Aktivitäten frühzeitig zu erkennen. Diese Systeme analysieren Daten in Echtzeit, lernen aus Bedrohungsmustern und können potenzielle Angriffe bereits vor deren Ausführung verhindern. Im Gegensatz zu klassischen Antivirus-Programmen arbeiten sie proaktiv und passen sich ständig an die sich verändernde Bedrohungslage an. Zudem integrieren sie sich nahtlos in weitere Sicherheitslösungen, um eine ganzheitliche Überwachung von Netzwerken, Endgeräten und Cloud-Diensten zu gewährleisten.
Abschied von klassischen VPNs: Zero Trust übernimmt die Kontrolle
Todesursache: Abgelöst durch Zero-Trust-Network-Access (ZTNA).
Lange waren VPNs der Standard für sicheren Remote-Zugang. Doch 2024 verloren sie endgültig ihre Bedeutung. Leistungseinbußen und Sicherheitslücken, die seitliche Bewegungen von Angreifern im Netzwerk ermöglichen, machten diese veraltete Technik im Zeitalter moderner Cyberbedrohungen untragbar.
Zero-Trust-Lösungen (ZTNA) bieten einen besseren Schutz, indem sie identitätsbasierte Zugriffskontrollen durchsetzen. Das alte Prinzip „einmal vertrauen – überall zugreifen“ hat ausgedient. Stattdessen überprüft ZTNA kontinuierlich Nutzer und Geräte, passt die Zugriffsrechte dynamisch an und berücksichtigt dabei den aktuellen Kontext – perfekt für die Anforderungen einer hybriden Arbeitswelt und einer cloudbasierten Infrastruktur.
Moderne ZTNA-Systeme nutzen KI, um Verhaltensmuster zu analysieren, Anomalien zu erkennen und adaptive Sicherheitsrichtlinien in Echtzeit umzusetzen. Fortschrittliche Lösungen wie Secure Access Service Edge (SASE) kombinieren ZTNA mit Cloud-Sicherheit und Netzwerkoptimierung, um eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie zu bieten, die traditionelle VPNs weit übertrifft.
Abschied von klassischen Passwortmanagern
Todesursache: Vertrauensverlust und fehlende Integration in moderne Systeme.
Einst gefeiert, um die Verwaltung von Passwörtern zu erleichtern, haben klassische Passwortmanager im Jahr 2024 ihren Rückzug angetreten. Datenlecks und Sicherheitsvorfälle führten zu einem Vertrauensverlust, während moderne digitale Identitätslösungen mit nahtloser Passwortlos-Authentifizierung die alte Technologie überholten.
Die Zukunft: Phishing-resistente, passwortlose Systeme
Die Zukunft der Authentifizierung liegt in passwortlosen Lösungen, die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit vereinen. FIDO2-Standards, biometrische Authentifizierung und Hardware-Sicherheitsschlüssel machen Passwörter überflüssig und verhindern effektiv Phishing-Angriffe sowie Identitätsdiebstahl.
Durch den Einsatz von öffentlicher Schlüsselverschlüsselung bleiben Nutzerdaten auf dem Gerät des Nutzers und sind gegen Angriffe geschützt. Diese Lösungen sind resistent gegenüber Phishing, Replay-Angriffen und Social-Engineering-Angriffen – typische Schwachstellen herkömmlicher Passwortsysteme.
Zusätzlich integrieren sich passwortlose Lösungen nahtlos in Identity- und Access-Management-Systeme (IAM), wodurch Benutzerverwaltung, Authentifizierung und Compliance-Überwachung vereinfacht werden.
Standalone-Passwortmanager, die einst den Standard setzten, sind damit von der nächsten Generation multifaktorieller Authentifizierung abgelöst worden.
Lehren aus vergangenen Technologien
Die Technologien, die 2024 verabschiedet werden mussten, verdeutlichen die unerbittliche Notwendigkeit, sich ständig an neue Cyberbedrohungen anzupassen. Der Verlust dieser einst gefeierten Sicherheitslösungen lehrt uns wichtige Lektionen:
- Anpassen oder untergehen: Technologien, die sich nicht an die wachsende Bedrohungslage angepasst haben, wurden überflüssig – zum Nachteil ihrer Nutzer, die dadurch hohe Verluste erlitten.
- Moderne MFA rückt in den Fokus: Der Niedergang klassischer MFA-Lösungen hat den Weg für Next-Gen-MFA (NGMFA) geebnet. Diese modernen Systeme kombinieren biometrische Authentifizierung, Hardware-Sicherheitsschlüssel und passwortlose Technologien und bieten so eine flexible, kontextabhängige Sicherheit.
- Integration statt Einzeltools: Isolierte Tools reichen nicht mehr aus. Zukünftige Sicherheitslösungen setzen auf integrierte Plattformen, die Authentifizierung mit Identity- und Access-Management verbinden, um Unternehmen ganzheitlich zu schützen.
Veraltete Lösungen haben ihren Dienst getan und werden durch moderne Technologien ersetzt, die den aktuellen Bedrohungen standhalten. In der Cybersicherheit herrscht kein Stillstand – der Wandel bleibt die einzige Konstante.
Autor: The Hacker News (THN) / Token