Stress lass nach, …
Burn-out in der IT-Sicherheit gefährdet nicht nur Fachkräfte, sondern auch die Systemsicherheit. Unternehmen müssen die Arbeitsbelastung in der Cybersecurity reduzieren, um langfristig sicher und effizient zu bleiben.
Zu wenige Mitarbeiter* bedeuten mehr Druck, was zu mehr Stress führt, was ungesund ist und den Job unattraktiv macht, was weniger Mitarbeiter anlockt – wieder mal einer dieser Teufelskreise?! Die IT und nicht zuletzt die IT-Security gehören fast schon „traditionell“ zu + den Branchen mit einem Hang zur (Selbst-)Ausbeutung, deren Implikationen in den Statistiken unterrepräsentiert sein dürften, weil sich viele ITler trotz gesundheitlicher Probleme weiter zur Arbeit schleppen oder halt zu Hause ackern.
Schon 2010 hat eine Studie der TU Dortmund ermittelt, dass 60 % der abhängig Beschäftigten in diesem Umfeld nicht glaubten, bis zum Rentenalter durchzuhalten – 10 % gingen damals davon aus, dass sie die Belastungen nicht einmal bis zum 50. Lebensjahr aushalten würden und meinten bei einem Durchschnittsalter von 43 Jahren: „Eigentlich müsste ich jetzt schon aufhören!“ – Hauptgrund waren psychische Probleme. Ob das über die Jahre besser geworden ist? Eher unwahrscheinlich: 2024 gab beispielsweise deutlich über die Hälfte der befragten Cybersicherheitsprofis in einer SoSafe-Studie an, bereits unter Burn-out zu leiden.
Dass all das nicht nur persönliche Probleme bedeutet, sondern auch tatsächlich die Sicherheit gefährdet, legen Ergebnisse der ISC2 Cybersecurity Workforce Study 2024 nahe. Und wenn darin weltweit auf die Frage nach den bedeutsamsten Faktoren für eine Karriere in der Cybersicherheit die meisten Teilnehmer „Work-Life-Balance“ nennen, sollte das jeder händeringend nach Fachkräften suchenden Organisation zu denken geben.
Motivation und Kreativität sind neben Wissen und „Wachheit“ wesentliche Faktoren für Security-Mitarbeiter. Motivation und Kreativität entstehen (zumindest leichter) in Freiräumen. Darin liegt wohl (zumindest auch) ein „Erfolgsgeheimnis“ von Hackern jeglicher Couleur, denn die tun letztlich, was ihnen Spaß macht, und nutzen Freiräume, um sich „auszuleben“. Wer hingegen ständig unter Druck steht, erledigt womöglich irgendwann nur noch das Nötigste – zumal wenn das bereits genügt, um einen Menschen auszulasten oder sogar zu überlasten.
Wer sich und/oder andere mehr oder minder stetig überfordert, zahlt irgendwie irgendwann dafür den Preis – durch gesundheitliche Probleme, Unaufmerksamkeit, Demotivation bis hin zu „innerer Kündigung“ oder „Dienst nach Vorschrift“, erhöhte Fluktuation, Reaktanz, Unzufriedenheit bis hin zu bewusst schädlichen Handlungen und so weiter.
Natürlich kann man nicht einfach alles schleifen lassen, bis eines schönen Tages mal genug Personal da sein wird, aber vielleicht ist es an der Zeit, neben einer guten Priorisierung und angemessenen Ressourcenzuweisung auch Stressbegrenzung und Wertschätzung bei Mitarbeitern als effektive Sicherheitsmechanismen anzusehen?!